Grimme-Preis für „Einzeltäter“ von Julian Vogel

Am 22. Juli 2016 verlieren neun Familien bei einem rechtsextremen Terroranschlag im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) in München-Moosach ihre Geschwister, Kinder, Elternteile oder Ehepartner/-innen, fünf weitere Personen werden verletzt.
Dieser rechtsradikal motivierte Anschlag bildet den Anlass zur ersten Folge der dokumentarischen Trilogie „Einzeltäter„, die Regisseur Julian Vogel drehte und die am 26. April 2024 in Marl mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde.

Auch die beiden weiteren Folgen der Trilogie – „Halle“ und „Hanau“ – befassen sich mit den Opfern rechtsradikaler Anschläge und deren Angehörigen. Die Hinterbliebenen stehen in jedem Teil der Trilogie im Zentrum und kommen ausführlich zu Wort. Es geht um ihren persönlichen Verlust, ihren Schmerz und ihre Trauerarbeit.

Leitungskraft der Diakonie Rosenheim in „München“-Folge als Rechtsanwältin der Hinterbliebenen zu sehen

Die „München“-Folge der Trilogie beschreibt den langen Weg der Angehörigen der neun Opfer im OEZ, bis der Anschlag im Olympia-Einkaufszentrum von der Gesellschaft und Politik, der Verwaltung und den Medien als rechtsextrem motivierte Tat gegen Menschen mit einem Migrationshintergrund anerkannt und nicht mehr als Amoklauf ohne politischen Hintergrund eingeordnet wurde. Auf ihrem Weg der öffentlichen Anerkennung der wahren Beweggründe des Täters sowie in ihrem Bemühen um die Umbenennung des Denkmals für die Opfer wurden die Angehörigen ehrenamtlich von Rechtsanwältin Claudia Neher juristisch begleitet und unterstützt. Die Bereichsleiterin der Diakonie Rosenheim ist in der „München“-Folge daher in ihrer Rolle als Anwältin von insgesamt 15 Hinterbliebenen zu sehen und wurde in ihrer juristischen Arbeit von dem Filmteam über drei Jahre hinweg begleitet.

Premiere von „München“ bereits im vergangenen Jahr

Die offizielle Premiere des ersten „Einzeltäter“-Teils fand im Frühjahr 2023 – vor dem 7. Jahrestag des Anschlags – in den Münchener Kinos im Rahmen des Filmfestivals „DOK.fest München“ statt (Foto unten), bei dem internationale Dokumentarfilme präsentiert werden.

Das Foto oben zeigt neben Regisseur Julian Vogel (9. v. l.) einen Teil der Protagonistinnen und Protagonisten des Films während der Filmpremiere im Audimaxx in München. Zu sehen ist hier auch Rechtsanwältin Claudia Neher (5. v. l.).

Direkt um den 7. Jahrestag herum lief die Dokumentation im Juli 2023 auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen (ZDF).
Hier können Sie sich alle drei Teile der „Einzeltäter“-Trilogie in der ZDF-Mediathek ansehen.

Ausblick

„Wir haben die filmische Begleitung vor allem in den Jahren, als alles so zäh und schwierig war, als sehr große Hilfe erlebt. Es hat die Angehörigen beruhigt zu wissen, dass alles, was sie erleben, dokumentiert wird. Das hat ihnen enorm den Rücken gestärkt“, berichtet Claudia Neher vom Kampf der Hinterbliebenen um die öffentliche und politische Umdefinition der Beweggründe des Attentäters. Die politische Aufarbeitung sei aber leider nach wie vor nicht abgeschlossen. Hier vertritt Neher die Angehörigen weiter ehrenamtlich.

Mittlerweile gebe es jedoch auch eine Initiative in München, die die Familien unterstütze. Zudem sei die Umbenennung des Denkmals gelungen, der Jahrestag des Anschlags werde jedes Jahr durch die Stadt München ausgerichtet und natürlich sei auch die Auszeichnung der Dokumentation mit dem Grimme-Preis für die Angehörigen der Opfer eine Form öffentlicher Anerkennung, so Claudia Neher.

Text: Natascha Linge
Foto: Korbinian Ortner

KomMa
Autor: KomMa

Kommunikation und Marketing der Diakonie Rosenheim

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