FIB-Mitarbeiterin bei Podiumsdiskussion zum Kunstprojekt „Zuflucht Zukunft“ dabei

Von Mitte Juni 2024 bis Mitte Juli 2024 fand das von der „Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen“ (ACK) organisierte ökumenische Kunstprojekt „Zuflucht Zukunft“ mit dem renommierten Künstler Hermann Josef Hack in Rosenheim statt. Hack führte weltweit bereits viele Kunstaktionen und Projekte zu den Themen „Klimakrise“ und „Migration“ durch.
Im Rahmen des Projekts gab es in der Stadt Kunstinstallationen sowie andere partizipative Aktionen. Am 15. Juni 2024 fand u. a. eine zweistündige Podiumsdiskussion in der Rosenheimer St. Nikolaus Kirche statt, an der Louisa Grieblinger, eine Mitarbeiterin des „Zentrums Migration und Flucht“ aus dem Bereich der Flüchtlings- und Integrationsberatung (FIB), teilnahm.

Die zentrale Frage der Diskussion „Can art change climate change – Zur Rolle der Kultur bei der Bewältigung der Klimakrise“ wurde mit Hack, der Kunsthistorikerin und Vorständin des Rosenheimer Kunstvereins Dr. Olena Balun, dem Energie- und Gebäudetechnik-Professor Dr. Ulrich Spindler und dem Physiker und Theologen Maximilian Frhr. von Seckendorff diskutiert. Die Moderation übernahmen der Vorstand des Kunstforums Rosenheim, Dr. Ulrich Schäfert, und der Kunstbeauftragte des Kirchenkreises München-Oberbayern, Dr. Richard Graupner.

Podiumsdiskussionsthesen via Sprechblasen in einem Malbuch dargestellt

In einem von Hack für das Kunstprojekt eigens entwickelte Malbuch wurden die Thesen zur Podiumsdiskussion in Form leerer Sprechblasen dargestellt, in denen Platz war, um eigene Ideen einzufügen. Hier hatten interessierte Personen die Möglichkeit, sich selbst Gedanken zum Thema zu machen und diese im Malbuch künstlerisch darzustellen.

Das „Zentrum Migration und Flucht“ der Diakonie Rosenheim beteiligte sich mit der These, dass Kultur die Klimakrise als Fluchtursache sichtbar mache. Das Zentrum in Rosenheim beheimatet nicht nur die Flüchtlings- und Integrationsberatung (FIB), sondern auch weitere Unterstützungsprojekte für Geflüchtete – so beispielsweise die Migrationsberatung, Therapeutische Angebote für Geflüchtete (TAFF), das Dolmetscherprogramm für Geflüchtete (GECKOplus), Wohnraum für alle (WOFA) und das Rosenheimer Dolmetschernetz.

FIB-Mitarbeiterin berichtete aus ihrer Berufspraxis

Louisa Grieblinger berichtete in dem Podiumsgespräch, inwieweit sich Klimageflüchtete im Landkreis Rosenheim in der Beratungspraxis zeigten und an welchen Punkten die Beratung mit dem Thema „Klimakrise“ in Berührung komme.
Hier berichtete sie u. a. von einer Turnhalle, in der ein Großteil der Bewohner/-innen durch das Erdbeben in der Türkei und Syrien betroffen war. Die Menschen dort hatten bei dem Erdbeben Familienmitglieder verloren oder versuchten, einen Kontakt zu Familie und Bekannten in ihrer Heimat herzustellen. Dabei empfanden die Menschen ein Ohnmachtsgefühl, nicht vor Ort sein oder etwas für ihre Angehörigen tun zu können.
Ein weiteres Beispiel seien immer wieder große Erdrutsche und Überschwemmungen in Afghanistan. Durch diese Naturkatastrophen breche der Kontakt der Geflüchteten zur Familie ab oder die Lebensbedingungen der noch in Afghanistan lebenden Familienmitglieder verschlechtere sich massiv. Die Klientinnen und Klienten berichteten immer wieder, dass sie sich große Sorgen machten und die Ernährungssicherheit ihrer Familien in Afghanistan nicht gewährleistet sei. Sie berichteten außerdem von der großen Belastung, die sie durch diese Umstände erlebten.
Das Therapeutische Angebot für Geflüchtete (TAFF) der Diakonie Rosenheim könne diese und weitere psychischen Belastungen mildern. Dabei werde auch auf kunsttherapeutische Methoden zurückgegriffen. Diese können u. U. als „Türöffner“ für intensive Gespräche fungieren.

Klimawandel noch nicht offiziell als Fluchtgrund anerkannt

In Bezug auf den Begriff „Klimaflüchtling“ wurde während der Diskussion darauf aufmerksam gemacht, dass die Genfer Flüchtlingskonvention bisher keinen expliziten Schutz für durch Klimakrisen Geflüchtete bietet. Außerdem wurde auf die Probleme bei der Erhebung von Geflüchtetenzahlen hingewiesen, da Binnengeflüchtete oft nicht im Zensus der Länder erschienen. Mit der jetzigen Gesetzeslage bestehe zudem kein monokausaler Fluchtgrund, welcher auf die Klimakrise zurückzuführen sei. Es würde zwar immer öfter juristisch anerkannt, dass Menschen auch wegen der Klimakrise flüchteten, jedoch sei die Flüchtlingsanerkennung als Klimageflüchtete/-r mit den bisherigen rechtlichen Mitteln nicht einfach umsetzbar.

Dennoch leiden immer mehr Menschen an den Folgen des Klimawandels, wenn es zu Überschwemmungen, Dürren, Erdbeben, Bränden und zum Anstieg des Meeresspiegels kommt. Gerade die Ärmsten in den betroffenen Ländern können dabei nur in Nachbargebiete flüchten, denn sie verfügen nicht über die Mittel, eine Flucht nach Europa oder in weiter weg gelegene Gebiete zu organisieren. Die Klimakrise sei wie ein Katalysator und verstärke bestehende Probleme wie Ressourcenkämpfe, Ausbeutung, bewaffnete Konflikte und Nahrungsmittelknappheit.

Auch Kunst sollte klimafreundlicher werden

Im Podiumsgespräch wurde jedoch auch betont, dass es die nötigen Technologien zur Eindämmung der Klimakrise bereits gäbe und auch die Kunst sich Gedanken machen müsse, wie sie klimafreundlich agieren könne. Hier wurden z. B. die aufwendige Klimatisierung von Museen genannt oder die Farbherstellung.
Auf die Frage, wie man aktiv dazu beitragen könne, den Klimawandel abzumildern, war die Überlegung, dass eine Zusammenarbeit von Kirche, Wissenschaft und Kunst u. U. eine größere Bevölkerungsmenge erreichen und sensibilisieren könne. Der enge Austausch von Kunst und Wissenschaft könne die Dringlichkeit zur Handlung bis in die Politik und in die breite Bevölkerung tragen.

Durch die aktuelle politische Lage und das Erstarken antidemokratischer Parteien werden Bereiche wie Kultur, Wissenschaft und Migration angegriffen. Hier wäre eine engere Vernetzung von Nöten, um dem entgegenwirken zu können. Kirchen könnten beispielsweise durch ihre Gemeinden viele Menschen erreichen, was dazu genutzt werden sollte, wachzurütteln und Lösungen zu suchen. Das könne auch Effekte auf Migrationsströme haben.

Text: Louisa Grieblinger

KomMa
Autor: KomMa

Kommunikation und Marketing der Diakonie Rosenheim

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