Ein wirkungsorientiertes Fallbeispiel aus der Schutzstelle am Westpark

In diesem Bericht wird die Geschichte eines 13-jährigen Jungen beschrieben, der aus einer hochkonflikthaften Familie stammt und in einer Schutzstelle untergebracht wurde. Durch eine wertschätzende, ganzheitliche Betreuung, die auf RespektVerlässlichkeit und Stärkung persönlicher Ressourcen setzt, hat sich sein Verhalten und sein Umgang mit traumatischen Erfahrungen nachhaltig verbessert. Maßgeblich dafür war das Zusammenspiel aus Gruppen- und Einzelmaßnahmen, verlässlichen Strukturen sowie einer intensiven Zusammenarbeit mit externen Fachkräften. Das Fallbeispiel verdeutlicht, wie wichtig ein förderndes und sicheres Umfeld für Jugendliche in akuten Krisensituationen ist und wie ein konsequentes Wertesystem ihnen hilft, nachhaltige positive Entwicklungen zu durchlaufen.

Nach seiner Einweisung in die Schutzstelle am Westpark zeigte der 13-jährige Junge zunächst ein zurückhaltendes Verhalten. Er stammte aus einer hochbelasteten familiären Situation, in der physische und psychische Gewalt, Alkoholsucht und traumatische Erlebnisse an der Tagesordnung waren. Da er zuvor bereits diverse stationäre Maßnahmen und eine ambulante Erziehungshilfe (AEH) erlebt hatte, war das Vertrauensverhältnis zu Erwachsenen brüchig. Zu Beginn wirkte er daher unsicher und zog sich oft in sein Zimmer zurück.

Durch einen Vertrauensvorschuss zu Beginn der Betreuung gewann er jedoch zusehends an Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit. Ein stabiler Beziehungsaufbau konnte vor allem dank klarer und konstanter Strukturen gelingen. So waren verlässliche Gruppenregelnregelmäßige Essenszeiten und gemeinsame Aktivitäten wichtige Bausteine, damit er sich aufgehoben fühlte. Gleichzeitig halfen Einzelgespräche, in denen er über seine Erfahrungen sprach und traumaspezifische Imaginationstechniken erlernte, ihm den Umgang mit Flashbacks zu erleichtern. Auf diese Weise begann er, sich Schritt für Schritt von der Schuldzuweisung durch seinen Vater zu distanzieren und erkannte, dass ihm eine externe Bezugsperson helfen kann.

Der Junge entwickelte eine Vorliebe zum Kochen und integrierte sich zunehmend in die Gemeinschaft. Auch der Schulbesuch wurde im weiteren Verlauf regelmäßiger, was in einer deutlichen Leistungssteigerung mündete. Besonders eindrücklich war für ihn eine Ferienfahrt, bei der er trotz anfänglicher Ängste neue Aktivitäten ausprobierte und dadurch weitere Erfolgserlebnisse sammelte. Diese positiven Erfahrungen stärkten seine Ressourcenorientierung und förderten sein neu gewonnenes Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten.

Ein Wendepunkt trat ein, als er aus eigener Motivation Kontakt zum Jugendamt suchte und dort die familiären Probleme schilderte. Daraufhin wurde das Personensorgerecht an einen Vormund übertragen. Da Elternarbeit aus Gründen der Suchtproblematik und psychischen Erkrankung des Vaters nicht möglich war, galt es in enger Abstimmung mit der ambulanten Erziehungshilfe und dem Jugendamt eine Weitervermittlung in eine für den Jungen passende Wohnform zu organisieren. Auch wenn sich dieser Übergang zunächst schwierig gestaltete, konnte schließlich ein Platz in einer vollbetreuten Wohngruppe nahe seiner Halbschwester gefunden werden.

Durch den Einsatz der Schutzstelle im Rahmen ist es dem Jungen nun möglich, fußläufig eine Schule zu besuchen und in seiner Freizeit einen Sportverein zu besuchen. Dabei steht er regelmäßig im Austausch mit seiner Schwester und profitiert von einer verbesserten alltagsstrukturellen und pädagogischen Begleitung. Sein Körperwachstum setzte kurz vor dem Ende der Maßnahme sogar wieder ein – ein kleines, aber symbolhaftes Zeichen dafür, dass sich eine ganzheitliche Stabilisierung vollzogen hat.

Dieses Fallbeispiel zeigt, wie essenziell eine werteorientierte und respektvolle Haltung in der Arbeit mit traumatisierten Jugendlichen ist. Der Aufbau von Vertrauen, die Förderung von Ressourcen sowie klare und verlässliche Strukturen haben dem Jungen ermöglicht, sein Leben wieder zu ordnen. Trotz anfänglicher Widerstände und herausfordernder Familienverhältnisse konnte er schließlich in eine positive Zukunftsperspektive begleitet werden.

KomMa
Autor: KomMa

Kommunikation und Marketing der Diakonie Rosenheim

Nach oben scrollen