Dieser Bericht der Flexiblen Jugendhilfe Rosenheim Stadt – Sozialraumteam Ost schildert, wie eine junge, schwangere Frau in einer schwierigen Lebenslage durch ein werte- und wirkungsorientiertes Vorgehen so unterstützt wird, dass sie ein stabiles Umfeld für sich und ihr Kind schaffen kann. Dabei stehen Ressourcenorientierung, Partizipation und die Achtung der Selbstbestimmung im Vordergrund.
Frau R. lebt seit Mai 2022 in einer Obdachlosenunterkunft und empfindet die Situation als unsicher und belastend, da sie sich ein Zimmer mit einer anderen Bewohnerin teilt und die Umgebung häufig laut ist. Nachdem sie im Juni 2023 von ihrer Schwangerschaft erfährt, verspürt sie zunächst Freude, jedoch gleichzeitig Ängste und Zweifel, ob sie die anstehenden Herausforderungen bewältigen kann. Ihre Vorgeschichte umfasst mehrere stationäre Aufenthalte in der Heckscher Klinik zwischen ihrem 12. und 15. Lebensjahr sowie die Unterbringung in einem Kinderheim. Kurz nach ihrem 18. Geburtstag verlor sie ihre erste eigene Wohnung und gelangte später in die Obdachlosigkeit. Aufgrund ihrer Unsicherheit und der unzureichenden Wohnverhältnisse stellt sie im Juli 2023 einen Antrag auf Hilfe zur Erziehung (vgl. SGB VIII, §27).
Die Diakonie Rosenheim wird beauftragt, Frau R. bereits vor der Geburt zu begleiten, und ermöglicht ihr den Umzug in ein Familienwohnen. Dadurch erhält sie eine strukturierte Umgebung, in der sie sich sicherer fühlt. Gleichzeitig nimmt sie an einem Haushaltsorganisations-Training teil, um den Alltag mit ihrem Kind künftig besser zu bewältigen. Zudem wird sie in eine Frauengruppe eingebunden, was den Austausch auf Augenhöhe fördert und ihr zusätzliche soziale Unterstützung bietet. Als Frau R. zum Ende ihrer Schwangerschaft zunehmend Sorge hat, die Betreuung ihres Kindes unmittelbar nach der Geburt nicht stemmen zu können, entscheidet sie sich für eine Sonderbereitschaftspflege. Dieses Angebot beinhaltet ein persönliches Kennenlernen der Pflegeperson sowie stufenweisegesteigerte Umgänge mit dem Neugeborenen. Fachkräfte aus der ambulanten Erziehungshilfe, eine Familienhebamme und ein Psychologe begleiten diesen Prozess. Über sieben Wochen hinweg kann Frau R. elterliche Kompetenzen aufbauen und ihren psychischen Zustand stabilisieren. Parallel entsteht ein tragfähiges Netzwerk, das schließlich die vollständige Rückkehr des Kindes zu seiner Mutter ermöglicht.
Nach der erfolgreichen Rückführung ist Frau R. erleichtert, nun gemeinsam mit ihrem Kind leben zu können. Der fortlaufende Kontakt zur Sonderbereitschaftspflegeperson sowie zur Frauengruppe fördert eine nachhaltige Stärkung ihres Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten. Der wertschätzende und partizipative Ansatz, die enge Zusammenarbeit unterschiedlicher Angebote und der Fokus auf vorhandene Ressourcen zeigen hier eine beispielhafte Wirkung: Frau R. kann eine positive Zukunft für sich und ihr Kind gestalten und sich dauerhaft in ihrer Rolle als Mutter etablieren.

Autor: KomMa
Kommunikation und Marketing der Diakonie Rosenheim