Frau G. befand sich in einer hochgradig belastenden Lebenssituation, als unser Team vom Betreuungsverein der Diakonie Rosenheim die rechtliche Betreuung übernahm. Ihre Wohnung war verwahrlost, es herrschte Fäulnisgeruch, Müll stapelte sich und Frau G. war durch starke Unterernährung sowie eine Gehbehinderung gesundheitlich bedroht. Hinzu kamen ausgeprägte depressive Symptome und Schamgefühle, sodass sie sich kaum nach draußen traute und niemanden in ihre Wohnung ließ.
Als Sofortmaßnahme wurde der medizinische Notdienst verständigt, um Frau G. rasch ins Krankenhaus zu bringen. Zeitgleich setzten wir uns mit der Stelle für pathologisches Horten in Verbindung, organisierten eine Wohnungsentrümpelung und suchten einen Kurzzeitpflegeplatz. Diese schnelle Hilfe verdeutlicht, wie wir auf Basis unserer Werte – Menschenwürde, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit – sowie berufsethischer Prinzipien handeln. Unabhängig von Frau G.s Hintergrund war für uns entscheidend, sie ohne Vorurteile anzunehmen und ihr die nötige Unterstützung zukommen zu lassen. Damit zeigen wir uns als „Gemeinschaft der Verschiedenen“, in der alle ihre Werte teilen können.
Die Arbeit unseres Teams folgte dabei einem wirkungsorientierten Ansatz, wie er in der Tradition unserer Organisation verankert ist. Zunächst identifizierten wir das zentrale Problem (akute Gefährdung von Gesundheit und Selbstbestimmung) und planten die notwendigen Schritte (medizinische Versorgung, Kostenübernahme klären, Unterbringung in Kurzzeitpflege). Unsere Hilfe bestand u. a. darin, die Wohnung zu räumen, Papiere neu zu beschaffen, Schulden zu regeln und Zahnbehandlungen zu organisieren. Dies führte zu einer „Wirkung“, der sich im verbesserten psychischen und physischen Zustand von Frau G. niederschlug. Sie zog in ein Seniorenheim, fand dort Anschluss und engagiert sich nun sogar als Bewohnervertretung. Damit gingen positive Veränderungen in ihrem Alltag und eine aktive Teilhabe am Gemeinschaftsleben einher. Langfristig fördert dieser „Impact“ nicht nur Frau G.s Lebensqualität, sondern stärkt auch den sozialen Zusammenhalt im Heim.
Diese Geschichte zeigt anschaulich, dass „rettende Liebe“ (unmittelbare Hilfe) und „gestaltende Liebe“ (strukturelle Unterstützung und Selbstbestimmung) Hand in Hand gehen können. Durch unsere fachliche Kompetenz und eine enge Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen haben wir nachhaltig zum Wohlergehen von Frau G. beigetragen. So wurde aus einer scheinbar ausweglosen Lage eine Erfolgsgeschichte, die unsere wertebasierte und wirkungsorientierte Praxis verdeutlicht.

Autor: KomMa
Kommunikation und Marketing der Diakonie Rosenheim