Im Gruppendienst arbeiten Fachkräfte unterschiedlicher Professionen (Soziale Arbeit, Sozialpädagogik, Erziehungswissenschaft, Psychologie u. a.) im Drei-Schicht-System (Früh-, Spätdienst und wachem Nachdienst), die für die Tätigkeit in der Wohngruppen persönlich sowie fachlich geeignet sind. Eine Hauswirtschaftskraft sowie eine zusätzliche Erzieherin speziell für die Kinder sind gruppenübergreifend beschäftigt.
Das multiprofessionelle Team wird von einem psychologischen und heilpädagogischen Fachdienst unterstützt.
Bereichsleitung
Kristina Burnaz – Dipl. Sozialarbeiterin
Tel.: +49 (0)151 51924790
E-Mail: kristina.burnaz@jh-obb.de
Kristina Burnaz verantwortet die fachliche, wirtschaftliche, personelle und organisatorische Führung der Einrichtung.
Die Einrichtung ist Rund-um-die-Uhr erreichbar.
Alleinerziehenden Mütter oder Väter, die allein für ein Kind unter sechs Jahren zu sorgen haben oder tatsächlich sorgen, sollen gemeinsam mit dem Kind in einer geeigneten Wohnform betreut werden, wenn und solange sie aufgrund ihrer Persönlichkeitsentwicklung dieser Form der Unterstützung bei der Pflege und Erziehung des Kindes bedürfen.
Sofern es sich bei den Klient*innen um minderjährige Schwangere und junge Mütter sowie deren Kinder handelt, haben deren Personensorgeberechtigte bei der Erziehung ihrer Kinder Anspruch auf Hilfe (Hilfe zur Erziehung), wenn eine dem Wohl des Kindes entsprechende Erziehung nicht gewährleistet (Ausfall von Erziehungsleistung oder Erziehungsdefizit) und die Hilfe für seine Entwicklung geeignet und notwendig ist. Die Schwangeren und jungen Mütter haben aufgrund ihrer eigenen Erziehungsdefizite, ihrer (drohenden) seelischen Behinderung oder ihrer Persönlichkeitsentwicklung neben ihren eigenen Themen wie psychische Erkrankungen, Suchterkrankungen, fehlende Schulausbildung, Verhaltensauffälligkeiten etc. den Bedarf an intensiver Hilfe bei der Pflege und Erziehung ihres Kindes bzw. ihrer Kinder und bei der Akzeptanz ihrer Mutterrolle.
Unsere pädagogische Arbeit beinhaltet (oder schließt ein) die Drei-Generationen ein.
Zum einen steht die Förderung der Schwangeren bzw. jungen Mutter als Individuum mit ihrem bisherigen Lebenslauf und ihren bisherigen Lebensumständen im Fokus. Bei jeder Leistungsempfängerin liegt ein heilpädagogischer und/oder therapeutischer Bedarf vor. Die Leistungsempfängerinnen zeigen oftmals Verhaltensauffälligkeiten oder psychische bzw. psychiatrische Auffälligkeiten und haben keine zuverlässigen sozialen Kontakte, die ihnen als Ressource(n) dienen könnten.
Zum anderen sind die Kinder der jungen Mütter ein weiterer Bestandteil der Zielgruppe (Mutter-Kind-Beziehung sowie das Kind als Individuum). Sie benötigen sehr viel Aufmerksamkeit und Förderung in ihrem Entwicklungsprozess, wozu die jungen Mütter häufig nicht imstande sind. Oftmals lassen sich bei den Kindern bereits kognitive, motorische, emotionale, soziale oder sprachliche Entwicklungsverzögerungen beobachten, die einen besonderen Handlungs- bzw. Unterstützungsbedarf erfordern.
Der dritte Aspekt, der ebenfalls von großem Belang ist, ist die Beziehung zwischen junger Mutter und ihren eigenen Eltern bzw. Personensorgeberechtigten (ggf. noch sorgeberechtigt gegenüber der jungen Mutter). Diese Beziehung ist meist konfliktbehaftet und in der Regel bieten die Personensorgeberechtigten der Schwangeren bzw. jungen Mutter kaum tragfähige Beziehungen an.
Die junge Schwangeren und Mütter können das Wohl ihrer Kinder nicht immer gewährleisten. Häufig dient die Unterbringung in den therapeutischen Wohngruppen Pilotystraße jedoch auch der Abklärung des Gefährdungsrisikos, der Überprüfung, ob die jungen Mütter dem Bedarf ihrer Kinder gerecht werden können oder ob eine Inobhutnahme des Kindes (oder der Kinder) als letzte Möglichkeit bleibt.
Eine vollstationäre Unterbringung in den therapeutischen Wohngruppen Pilotystraße erfolgt als Hilfe zur Erziehung in einer Einrichtung über Tag und Nacht (Heimerziehung). Die Schwangeren und jungen Mütter finden mit ihren Kindern bei uns ein Zuhause auf Zeit und werden in Fragen der Ausbildung und Beschäftigung sowie der allgemeinen Lebensführung beraten und unterstützt.
Aufgenommen werden
- junge Mütter ab ihrem vollendeten 14. Lebensjahr, die allein für ein Kind unter sechs Jahren sorgen und die durch ein Jugendamt nach §19 SGB VIII (oder §§ 27 oder 41 i. V. m. § 34 oder § 35a) untergebracht werden. Die Betreuung schließt auch (ältere) Geschwisterkinder ein.
- Schwangere ab 12-te Schwangerschaftswoche
Ausschlusskriterien sind Selbst- oder Fremdgefährdungen, die einen akuten medizinischen, psychologischen oder psychiatrischen Behandlungsbedarf erfordern sowie gewalttätiges Verhalten, das den Schutz und die Sicherheit anderer gefährdet. Gleiches gilt für einen nicht leistbaren Pflegebedarf bzw. die Notwendigkeit gesonderter baulicher Voraussetzungen aufgrund einer Beeinträchtigung des jungen Menschen. Ein weiteres Ausschlusskriterium ist die Verweigerung der Hilfestellungen und Annahme zur Kindeswohlsicherung sowie eine akute Gefährdung des Kindeswohls durch die Mutter.
Durch die Unterbringung und Betreuung in den therapeutischen Wohngruppen Pilotystraße wird das Wohl der Schwangeren und jungen Mütter sowie deren Kinder gewährleistet. Die Probleme der Schwangeren und jungen Mütter bzw. auch deren Kinder sollen so bearbeitet bzw. gelöst werden, dass eine ihrem Wohl und dem ihrer Kinder entsprechende Erziehung nachhaltig gewährleistet wird. Die Schwangeren und jungen Müttern sollen dazu befähigt werden, ihre eigenen Bedürfnisse und die ihrer Kinder zu erkennen und altersadäquat zu befriedigen. Zudem soll die Beziehung der jungen Mutter zu ihren eigenen Eltern, zum Kindesvater und/oder Partner*in gestärkt werden. Bestehende Konflikte sollen abgebaut werden und eine positive und tragfähige Beziehung gefördert werden. Das übergeordnete Ziel der Betreuung der therapeutischen Wohngruppen in der Pilotystraße ist die Erziehung bzw. Begleitung und Anleitung der Schwangeren und jungen Mütter sowie deren Kinder, damit sie als kleine Familie zusammenbleiben können und sich zu selbstbestimmten, eigenständigen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten entwickeln.
- Unterbringung in einer geschützten und altersentsprechend ausgestatteten Umgebung für die Schwangeren und jungen Mütter sowie deren Kinder
- Verlässliche und wertschätzende Beziehungsstrukturen
- eine/einen feste/n Bezugsbetreuer*in sowohl für die Schwangeren und jungen Mütter als auch für deren Kind/Kinder
- ganzheitlichen Betrachtung und Annahme der Schwangeren und jungen Mütter sowie deren Kinder
- Bedarfsgerechte und liebevolle Alltagsversorgung
- geregelte Tagesstruktur inkl. Freizeitgestaltung
- altersgerechte Beratung, Begleitung und Unterstützung zur Krisenbewältigung
- Unterstützung bei der Erziehung und Pflege des Kindes bzw. der Kinder in einer geschützten und altersentsprechend ausgestatteten Umgebung rund um die Uhr
- Förderung einer stabilen Mutter/Vater-Kind-Beziehung bzw. einer sicheren Eltern-Kind-Bindung sowie der Wahrnehmung der kindlichen Bedürfnisse
- Förderung der gesunden körperlichen, seelischen und geistigen Entwicklung der Schwangeren und jungen Mütter sowie deren Kinder
- Stärkung der selbstständigen Lebensführung der jungen Mütter mit Kind
- Unterstützung der Schwangeren und jungen Mütter beim Erlernen von lebenspraktischen Fertigkeiten (Haushaltsführung, Tagesstrukturierung, Geldeinteilung)
- Förderung der elterlichen Feinfühligkeit der Schwangeren und jungen Mütter sowie ggf. bei minderjährigen auch deren Personensorgeberechtigten durch den methodischen Einsatz von SAFE (Programm zur Förderung einer sicheren Bindung zwischen Eltern und Kind), Entwicklungspsychologischer Beratung (EPB) und Videointeraktionsdiagnostik (VID)
- Hilfe bei der Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins der Schwangeren und jungen Mütter sowie deren Kinder
- Begleitung und Unterstützung der Schwangeren und jungen Mütter beim Beginn und ggf. auch Abschluss einer Schul- und/oder Berufsausbildung
- Integration der Schwangeren und jungen Mütter sowie deren Kinder in ein stabiles soziales Umfeld im Sozialraum (Familie, Freunde, andere Mütter/Väter, Anbindung an Einrichtungen im Stadtteil)
- Förderung der Integration bei Schwangeren und jungen Müttern sowie deren Kinder mit Migrationshintergrund, vor allem im Hinblick auf die deutsche Kultur der Erziehung (Förderung der Chancengleichheit der Kinder)
- Zuleitung von medizinischen und therapeutischen Hilfen
- Kooperation mit einem niedergelassenen kooperierenden Kinder- und Jugendpsychiater
- Gruppen und Projektarbeit
Die detaillierte Leistungsbeschreibung unserer Angebote und Leistungen können Sie der Leistungsvereinbarung und der zugrunde liegenden wirkungsorientierten Konzeption entnehmen.
Im Herzen Münchens bewohnen wir ein denkmalgeschütztes Haus, das den Bewohnerinnen und ihren Kindern viel Platz bietet.
Das Vorderhaus beherbergt vier Wohnungen (à 120 bis 140 qm) mit unterschiedlich großen Zimmern, einem Gemeinschaftsraum (Wohnzimmer), einer Wohnküche sowie einem großen Bad mit Dusche und Badewanne mit viel Tageslicht und ein Gäste-WC für Besuch Die Zimmer der Schwangeren und jungen Mütter sowie deren Kinder sind möbliert und kindgerecht ausgestattet. Es wird in der Ausstattung zudem viel Wert darauf gelegt, das Bedürfnis der Schwangeren und jungen Mütter sowie deren Kinder nach einem „Zuhause“ zu berücksichtigen. Im Hinterhof des Hauses befindet sich ein kleiner Spielplatz mit Rutsche und Sandkasten.
Das Rückgebäude beherbergt das Büro für die Fachkräfte, ein Mitarbeiterinnenbad inkl. WC, eine Abstellkammer sowie im 1. Obergeschoss einen weiteren kleinen Aufenthaltsraum für Gespräche mit den Fachdiensten.
Laut aktueller Leistungs- und Entgeltvereinbarung stehen für die beiden therapeutischen Wohngruppen Pilotystraße 10 Vollzeitstellen für den Gruppendienst, 0,92 Vollzeitstelle für die Einrichtungsleitung (laut Betriebserlaubnis ist der Mindeststandard hier bei 0,25 Vollzeitstelle pro Gruppe), 0,125 Vollzeitstelle psychologischer Fachdienst sowie 0,125 Vollzeitstelle für heilpädagogischen Fachdienst zur Verfügung. Zudem stehen uns 0,5 Vollzeitstelle für eine gruppenübergreifende Erzieherin sowie 0,75 Vollzeitstelle für die Hauswirtschaftskraft zur Verfügung.
Um die Wirkung unserer Arbeit zu messen und diese in einem nächsten Schritt zu optimieren, erheben wir wirkungsorientierte Kennzahlen, die wir in unseren wirkungsorientierten Konzeptionen jährlich analysieren, bewerten und darstellen.
2020 wurden in unseren Wohngruppen 9 Mütter betreut, vier Maßnahmen wurden beendet.
- Durchschnittsalter: 25,6 Jahre
- Mädchen/Frauen: 100%
- Maßnahmendauer: 7 Monate
- Realisierte Hilfeperspektive: 75 %
- Zielerreichung: 82 %
- Zufriedenheit mit Leistungserbringung: 93 %