Vom Rebellen zum disziplinierten Profi-Sportler

Am 20. Januar 2024 trat Pietro Loriga in der Tonhalle München um die deutsche Meisterschaft im Box-Leichtgewicht an!
Loriga ist in Bielefeld geboren und in München aufgewachsen. Dort hatte er auch seine rastlosen Jugendjahre. Als er in einem stationären Angebot für junge Menschen der Diakonie Rosenheim in München lebte, traf er dort auf eine Betreuerin, die, wie er heute sagt, ihm „den Arsch gerettet hat“. Sie machte ihm klar, dass auch er selbst für sein Leben verantwortlich sei.
Loriga machte daraufhin eine Ausbildung, bekam dadurch mehr Struktur in sein Leben. Das war der Anfang eines positiven Wandels. Aber bis zum Antritt bei der deutschen Box-Meisterschaft im Leichtgewicht im Jahr 2024 war es dennoch noch ein weiter und oft mühsamer Weg…

Rückblick

Als Pietro Loriga mit dem Boxen anfing, war er schon Anfang 20. Und als er das erste Mal in den Boxring ging, kämpfte er so, wie er bis dahin sein Leben gelebt hatte: roh, wild, unerschrocken. Seinen ersten Kampf gegen einen Profi verlor er jedoch. Loriga aber gab nicht auf, trainierte drei Monate lang besessen, forderte den Profi erneut heraus – und schlug ihn k.o.
Er wurde selber Profi. 2018 kämpfte er erstmals in Mexiko. Das erste Duell dort gewann er vorzeitig, das zweite verlor er. Lorgia freut sich riesig darüber, dass er trotz all der Rückschläge in der Vergangenheit noch immer dabei ist!
Er kämpfte weiter auf den Philippinen. Dort schlief er vier Monate lang auf dem Boden, um ihn herum Kakerlaken. Er kämpfte erneut in Mexiko und in Las Vegas. Verloren hat er nicht noch einmal.

Sein achter Kampf war der erste in Deutschland. Hier hat er inzwischen auch seine boxerische Heimat gefunden: im „Mariposa Boxing Club“ in München.
Der mexikanische Boxstil, den er anfangs lernte, entsprach ganz seinem Naturell: hart, hohes Tempo, noch höheres Risiko. Manches, was er sich damals aneignete, nutzt er noch heute. In den USA fügte er diesem wilden Stil jedoch mehr Technik und Strategie hinzu.

Zweiter Anlauf nach der Pandemie

Schließlich kam sein Berater Tim Yilmaz vom „Mariposa Boxing Club“auf die Idee, Loriga nach Bangkok zu schicken, um es mit der ganz großen Boxer-Karriere noch einmal zu versuchen. Denn während der Corona-Pandemie hatte Loriga zwischenzeitlich angefangen, Regale im Supermarkt einzuräumen und seinen Traum zu vergessen, weil es keine Kämpfe mehr gab.

Nun aber begab sich Loriga auf eine Aufholjagd gegen die Zeit, denn in seiner Gewichtsklasse blieben ihm nur noch etwa vier bis sechs Jahre, das wusste er.
In Thailand absolvierte Loriga bis zu vier Trainingseinheiten am Tag. Er lernte, dass er sich auch mal gedulden muss, dass es nicht nur auf die Fäuste ankommt, sondern auch auf Beinarbeit und Köpfchen.
In Bangkok machte er drei Aufbaukämpfe, in denen er dem Publikum nicht nur gutes Boxen bot, sondern auch Show und Drama. Nachdem der erste Gegner k.o. ging, schlug Loriga einen Salto für die Kameras. Beim zweiten Sieg zog er sich in einer frühen Runde ein gerissenes Trommelfell zu. Dennoch gewann Loriga auch diesen Kampf überlegen.

Sein bislang letzter Kampf war um den Asia-Gürtel der „World Boxing Association“ (WBA). Sein Gegner wollte klammern, schubsen, dann überfallartig angreifen. Aber Loriga blieb ruhig und überlegen, löste sich schnell, bestrafte jede Unsauberkeit seines Gegners sofort mit sauberen Treffern. Gegen Ende der zweiten Runde gab sein Gegner den Kampf wegen eines kaum sichtbaren Cuts über dem Auge auf. Ein „Operetten-Abgang“, der Loriga ärgerte, weil er mehr zeigen wollte. Den WBA-Gürtel durfte er aber trotzdem mit nach München nehmen!

Ausblick

Dass Pietro Loriga erst mit 25 Jahren anfing, als Profi zu boxen, hat natürlich auch seine Vorteile, denn so bekam er bisher wesentlich weniger Schläge auf den Kopf, als andere in seinem Alter. Und auch wenn die Zeit gegen ihn arbeitet – er kann seinen Weg noch eine Weile weitergehen. In jedem Fall hat ihn der Boxsport tatsächlich bereits einmal um die Welt geführt.

Als Kind sei er von der Schule geflogen, weil er sich geprügelt habe, resümiert Loriga. Heute sei das Prügeln mit und nach Regeln sein Leben – und die Leute vergötterten ihn dafür.

KomMa
Autor: KomMa

Kommunikation und Marketing der Diakonie Rosenheim

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