Ein Steuerfreibetrag von 500 Euro monatlich könnte nach Ansicht der Diakonie Bayern den Pflegeberuf attraktiver machen. „Das wäre ein richtiger Schritt in eine richtige Richtung“, sagte Vorständin Sandra Schuhmann am Dienstag in Nürnberg mit Blick auf den Fachkräfte- und Personalmangel im Pflegebereich. „Dies wäre rasch umzusetzen und im Geldbeutel sofort zu spüren.“
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hatte zuvor vorgeschlagen, Zuschläge auf Überstunden, Nacht- und Feiertagsdienste steuerlich zu begünstigen. Nachteil des Vorschlags: Im Gegensatz zu einem generellen Steuerfreibetrag profitieren davon jedoch nicht alle Pflegekräfte.
Bis zum Jahr 2050 könnten in der Pflege zwischen 60.000 und 150.000 Pflegekräfte fehlen, schätzte Schuhmann. Daher müssten die Arbeitsbedingungen in dieser Branche schnell besser werden – auch, um zu verhindern, dass angesichts der Herausforderungen und Belastungen durch die Corona-Pandemie viele Pflegekräfte ihren Beruf wechselten.
Michael Bammessel, Präsident der Diakonie Bayern, bedauerte, dass der geplante flächendeckende Tarifvertrag für die Altenpflege in Deutschland gescheitert sei. Die Caritas hatte ihn abgelehnt. Der Vertrag hätte aber die Gehälter vieler Mitarbeitender – gerade bei privaten Anbietern – deutlich verbessert. Und obwohl die Diakonie in den meisten Fällen bereits mehr zahle, als es im Tarifvertrag vorgesehen gewesen wäre, gäbe es auch bei der Diakonie in den unteren Gehaltsgruppen, den Pflegehilfskräften, einen gewissen Nachholbedarf, so Bammessel.
Neben Lohn- und Gehaltsverbesserungen sei aber auch eine Reform der Pflegeversicherung nötig, betonte der Präsident der Diakonie Bayern. Wegen gedeckelter Kassenleistungen gingen Lohnerhöhungen der Pflegekräfte einseitig zu Lasten der Bewohner/-innen. Für viele Familien sei ein Pflegeheimplatz aber schon jetzt kaum zu bezahlen.
Auch Gesundheitsminister Holetschek will die Pflegeversicherung stärken, damit Pflegebedürftigkeit nicht zum finanziellen Risiko der Betroffenen und ihrer Familien würde. In einem Drei-Säulen-Modell könnte die Pflegeversicherung die Kosten für die unterschiedlichen Leistungen – von ambulanter bis zur stationären Pflege – übernehmen.
Schuhmann begrüßte die Reformpläne des Ministeriums, sieht aber darüber hinaus weiteres Potenzial, um die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte zu verbessern. Als Beispiele nannte sie ‚Springkräfte‘ und mehr Möglichkeiten innerhalb der Einrichtungen für Mitarbeitende, sich während des Dienstes eine ‚Auszeit‘ zu nehmen und mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen.