Bad Aibling Es regnet, zwischendurch schneit es und es ist kalt – sehr kalt. Ein Wetter, bei dem man sich am liebsten noch einmal im Bett umdrehen würde, bevor es zur Arbeit geht. Oder noch besser: nach dem Aufstehen vor den Kamin kuscheln.
Es klingt verlockend, wäre da nicht unsere Abenteurerin, die es bei jedem Wetter nach draußen zieht. Pünktlich um 7 Uhr gehen die kleinen Augen meiner Tochter auf, die mich kurze Zeit später wissen lässt: Es ist „Waldkindergartenzeit“! Dabei grinst sie über beide Ohren.
In vielen Kindergärten werden an Tagen wie heute die Türen geschlossen gehalten und es wird im Warmen gespielt.
Für „Wurzelburgkinder“ hat dieses Wetter eine ganz andere Bedeutung: in Pfützen springen, durch den Schnee kugeln, Schlitten fahren, am Adlerhorst weiterbauen, Eisbilder gestalten, im Freien frühstücken, draußen malen und singen. Da mag es manch anderem eiskalt den Rücken herunterlaufen – nicht aber den „Wurzelburgkindern“.
Doch dieses Wetter hält für die Kinder des Waldkindergartens in Bad Aibling nicht nur viel Freude und Abenteuerlust bereit, sondern auch gesundheitliche Vorteile!
Zudem bietet es eine ganz besondere Art der Entdeckerzeit, die man erst dann nachvollziehen und verstehen kann, wenn man selber einmal in diesen besonderen Outdoor-Genuss gekommen ist.
Das A und O, damit meine Tochter den Tag draußen in vollen Zügen genießen kann, ist jedoch die Kleidung. Warm und wetterfest eingepackt steht dem spannenden Tag, der auf sie wartet, nun nichts mehr im Weg.
Angekommen am Waldkindergarten „Wurzelburg“, dessen Träger die Diakonie Rosenheim ist, wird man täglich herzlich von den Betreuerinnen Ursula und Claudia begrüßt. Darauf folgt der Faustgruß, der die Gemeinschaft und die Prioritätensetzung noch einmal unterstreicht: erst die Kinder, dann die Erwachsenen. Denn in erster Linie geht es hier immer um die Kinder! Einfühlsam und verständnisvoll werden auch die Schüchternen jeden Morgen ins Geschehen einbezogen – sei es beim Ofen einheizen oder bei der Vorbereitung für den Morgenkreis – hier geht niemand unter.
Jetzt heißt es für mich als Mama „loslassen” und meine Tochter, die es kaum noch abwarten kann, in die Natur zu schicken. Anfangs hatte ich dabei ein bisschen Bedenken, die jedoch während der intensiven Eingewöhnungszeit völlig verflogen sind. Jetzt, ein halbes Jahr später, sehe ich nur noch Vorteile. Mein Vertrauen in die Erzieher/-innen, für die die Betreuung der Kinder mehr Berufung als Beruf zu sein scheint, ist groß. Ursula, Claudia und die Kinder kennen und lieben „ihren“ Wald – das spüre ich jeden Tag.
Wenn man beim Weggehen vorn an der Hütte steht, vernimmt man leises Kinderlachen. Es ist schön zu beobachten und zu hören, wie ruhig und gemeinschaftlich miteinander gespielt wird. Selten lautes Schreien, kaum Streit. Im Wald ist einfach kein Platz dafür…
Ich habe das Gefühl, mein Kind ist geerdet, entspannt, wird gesehen und fühlt sich frei. Das ist genau das, was ich mir immer für meine Tochter gewünscht habe!
„Und, wie war‘s?”, frage ich auf dem Nachhauseweg. Auf ein überzeugendes „Sehr schön!” folgt die genaue Berichterstattung.
Auf den Bildern, die meine Tochter im Kindergarten gemalt hat, erkenne ich unsere ganze Familie und freue mich, dass auch das Basteln, das Malen und die Feinmotorik offenbar nicht zu kurz kommen. Ihre ausgeglichene Art, die roten Wangen und die Freude, bei jedem Wetter draußen sein zu dürfen, sprechen ohnehin für sich.
Ach so… dann gibt es natürlich auch noch die warmen Tage mit Sonnenschein, blauem Himmel und Ausflügen zu den Alpakas. In einem Waldkindergarten ist einfach jedes Wetter perfekt!
Susanne Wagner (Mutter eines „Wurzelburgkindes“)
Bildunterschrift: Ausflug der „Wurzelburgkinder“ in das Waldgebiet, das an das Grundstück des Waldkindergartens in der Bad Aiblinger Ghersburgstraße 31 grenzt.
Autor: KomMa
Kommunikation und Marketing der Diakonie Rosenheim