Die „Fachstelle Täter*innenarbeit häusliche Gewalt“ in Rosenheim (zuvor „Fachstelle Häusliche Gewalt für Tatbeschuldigte, Verurteilte und Selbstmelder“), die von den „Sozialen Diensten Oberbayern“ der Diakonie Rosenheim betrieben wird, bietet seit knapp 20 Jahren Täter*innenarbeitsprogramme im Bereich der häuslichen Gewalt an. Der Zuständigkeitsbereich deckte dabei bis Ende 2020 die kreisfreie Stadt Rosenheim und die Landkreise Rosenheim, Traunstein, Mühldorf, Altötting, Berchtesgadener Land und Miesbach ab.
Seit 2020 fördert das „Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales“ (StMAS) jedoch zwei neue Fachstellen in Oberbayern, für das Betreiben einer davon die Diakonie Rosenheim am 1. Oktober 2020 die Bewilligung erhielt!
Und so deckt die ’neue‘ Einrichtung in Weilheim (Theatergasse 1), die in den freundlicherweise von der Pfarrgemeinschaft „Maria Himmelfahrt“ zur Verfügung gestellten Räumen anzutreffen ist, da bisher leider noch kein anderweitiges bezahlbares Büro gefunden werden konnte, seit Anfang 2021 zusätzlich den Zuständigkeitsbereich der Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, Weilheim-Schongau, Landsberg a. Lech, Starnberg, Fürstenfeldbruck und Ebersberg ab!
Diese Angebotserweiterung wurde am Dienstag, 5. Juli 2022, mit der offiziellen Eröffnung der „Fachstelle Täter*innenarbeit häusliche Gewalt“ in Weilheim nun endlich mit eineinhalbjähriger, Corona geschuldeter Verspätung gebührend gefeiert!
Los ging es am frühen Nachmittag mit einem lockeren ‚Get-Together‘ mit Kaffee, Kuchen und Kaltgetränken (Fotos unten), bei dem die knapp 100 geladenen Gäste aus Justiz, Politik, Kirche, öffentlicher Verwaltung, dem „Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Sozialem“ sowie von der Polizei und anderen sozialen Trägern und Verbänden sich in ersten Gesprächen austauschen konnten.
Danach begrüßten Mara Homberg, Gastgeberin und Bereichsleiterin bei den „Sozialen Diensten Oberbayern„, und Susanne Podchul, Geschäftsbereichsleiterin der Diakonie Rosenheim, die Anwesenden (Fotos unten), unter denen sich u. a. auch die stellvertretenden Landräte der Landkreise Starnberg und Ebersberg, Britta Hundesrügge und Walter Brilmayer, sowie Vertreter/-innen der lokalen Polizeiinspektionen und -präsidien und der Bewährungshilfe befanden.
(Mara Homberg) (Susanne Podchul)
Pfarrerin Christina Hinderer von der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Weilheim und Pfarrer Engelbert Birkle, Kirchenverwaltungsvorstand der Pfarrgemeinschaft „Maria Himmelfahrt“, hielten eine kleine Andacht (Foto unten),
bevor es mit weiteren Grußworten, überbracht und gesprochen von Angelika Flock (CSU), 2. Bürgermeisterin der Stadt Weilheim, und Dr. Christiane Nischler-Leibl vom „Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Sozialem„, weiterging (Fotos links und rechts unten). Ihre Freude und den Stolz über das wichtige Angebot in ihrer Stadt brachte die 2. Bürgermeisterin Weilheims zudem mit einem Blumenstrauß zum Ausdruck, den sie Mara Homberg überreichte (mittleres Foto unten).
(Angelika Flock) (Dr. Christiane Nischler-Leibl)
Im Anschluss an Andacht, Begrüßung und Grußworte folgte der Kernteil des Festprogramms: sechs kompakte Impulsreferate, die das Thema „Häusliche Gewalt“ – unterstützt von Power-Point-Präsentationen – aus den verschiedenen Blickwinkeln unterschiedlicher Disziplinen beleuchteten.
Impulsreferate hoben unterschiedliche Facetten hervor
Sechs Referentinnen und Referenten – teilweise sogar über Online-Zuschaltung via Zoom – stellten ihre Arbeitsfelder und -schwerpunkte vor, machten auf Schnittstellen zu ‚Nachbardisziplinen‘ aufmerksam und wiesen auf spezifische Problematiken und gesellschaftliche Relevanzen ihrer Arbeit hin:
Karin Wagner, Beauftragte der Polizei für Kriminalitätsopfer des „Polizeipräsidiums Oberbayern Süd“, gab in ihrem Vortrag Einblicke in die Kooperation zwischen Täter*innenarbeit häuslicher Gewalt und der Polizei (Foto oben),
Roland Hertel, geschäftsführender Vorstand der „Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit häusliche Gewalt e. V.“ (BAG TäHG), referierte über die Wirksamkeit und Bedeutung der Arbeit mit Täterinnen und Tätern häuslicher Gewalt (Foto oben). Die „Fachstelle Täter*innenarbeit häusliche Gewalt“ in Rosenheim wurde außerdem 2017 von der „Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit häusliche Gewalt e. V.“ zertifiziert!
Maria Straßer vom „Amt für Jugend und Familie“ des Landratsamts Weilheim-Schongau sprach über die Einbeziehung der Täterarbeit ins Schutzkonzept in Fällen häuslicher Gewalt beim Jugendamt (Foto oben),
während Birgit Dimotsios, stellvertretende Leiterin der „Beratungsstelle Frauennotruf Ebersberg“, über die Kooperation an der Schnittstelle zwischen Frauenunterstützung und Täterarbeit informierte (Foto oben).
Online via Zoom zugeschaltet war Oliver Eitzinger, Richter am Amtsgericht Rosenheim. Er sprach in seinem Impulsreferat über die Zugangsmöglichkeiten zur Täterarbeit im familiengerichtlichen Verfahren bei strittiger Umgangsgestaltung und strittigen Sorgerechtsentscheidungen nach vorangegangener häuslicher Gewalt.
Aus Traunstein war Helena Neumeier, Staatsanwältin bei der Staatsanwaltschaft Traunstein, zugeschaltet (Foto unten). Sie referierte über staatsanwaltschaftliche Zuweisungen im Ermittlungsverfahren bei häuslicher Gewalt nach § 153a StPO.
Podiumsdiskussion bildete Abschluss
Den Abschluss des offiziellen Programms bildete eine Podiumsdiskussion mit vier Teilnehmerinnen und Teilnehmern (Fotos unten), die von Felicitas Wolf, Soziologin und Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen, moderiert wurde.
Auch dabei war wieder Richter Oliver Eitzinger aus Rosenheim über Zoom zugeschaltet. Außerdem nahmen Dr. Inken Tremel von der landesweiten „Koordinierungsstelle gegen häusliche und sexualisierte Gewalt„, die sie seit 2021 leitet, und Angela Rupp vom Verein „Frauen helfen Frauen im Landkreis Ebersberg“ und Geschäftsführerin der „Beratungsstelle Frauennotruf Ebersberg“ an der Podiumsdiskussion teil.
Dr. Tremel ist Diplompädagogin und Sozialwissenschaftlerin und seit vielen Jahren in der praxisbezogenen Genderforschung tätig. Zuletzt hatte sie am „Deutschen Jugendinstitut e. V.“ (DJI) die Projektleitung des Monitorings zur Prävention sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Auftrag des Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung inne.
Angela Rupp ist Diplomsozialpädagogin, Traumazentrierte Fachberaterin und Traumapädagogin. Sie leitete u. a. 18 Jahre ein Frauenhaus und ist seit 30 Jahren Vorstandsmitglied der „Brücke Erding e. V.“
Am frühen Abend klang die Feier schließlich aus, wie sie begonnen hatte – mit zwanglosem Austausch und Netzwerken bei kleinen Leckereien vom Buffet.
Danksagung
Zum Dank für ihre Mitwirkung bekamen alle Referentinnen und Referenten sowie die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion am Ende der Veranstaltung von Stephanie Kaindl, Mitarbeiterin der Diakonie Rosenheim, einen Blumenstrauß überreicht und wurden für ein abschließendes Gruppenfoto noch einmal nach vorn gebeten (Foto unten).
Noch einmal ganz herzlich bedanken möchten wir uns zudem an dieser Stelle bei der Pfarrgemeinschaft „Maria Himmelfahrt“ für das Zurverfügungstellen des Büros und des Gruppenraums sowie beim „Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Sozialem“ für die Förderung der Fachstelle in Weilheim.
(Das Team der beiden Fachstellen in Rosenheim und Weilheim mit seiner Bereichsleiterin Mara Homberg, 2. v. l.)
Autor: KomMa
Kommunikation und Marketing der Diakonie Rosenheim